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Veranstaltungen, Konferenzen und Tagungen - ViBD

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Veranstaltungen, Konferenzen und Tagungen

ViBD-Tagung 2024


Die letzte ViBD-Tagung fand am Samstag den 2. November 2024 in Würzburg statt.


Zurückliegende Veranstaltungen des Verbandes
Bericht über die Gesprächsrunde (von Thomas Kramß)

Die Tagung 2024 des ViBD fand wieder in Würzburg statt und bestand im Wesentlichen aus einem Impulsvortrag und einer anschließenden Gesprächsrunde.

Unser Thema hieß: „Alles kann auch ganz anders sein“ nach einem Zitat von Alfred Adler.

Wir haben diese Gesprächsrunde sehr lebendig und engagiert erlebt. Auch wenn wir uns gut gefordert haben, war unser Gespräch doch immer von hoher Wertschätzung und Einfühlung in die Denkwelt des anderen geprägt. Eine echt ermutigende Erfahrung.
Ich möchte Sie nun Anteil haben lassen an einigen Gedankengängen aus unserer Gesprächsrunde.

Wenn der Arzt und Therapeut Alfred Adler dafür plädiert, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen – weil es eben auch ganz anders sein könnte – ist das auf alle Fälle auch seinen Patienten gegenüber höchst angemessen. Doch recht schnell wird deutlich, dass genau das so gut wie alle Bereiche des Lebens betrifft, also als eine universelle Forderung angesehen werden kann. Und so meint es auch Adler.

Je höher wir in der Hierarchie gesellschaftlicher Systeme aufsteigen, desto komplexer werden Sachverhalte. Nichts desto trotz meinen wir oft leichtfertig, „es schon verstanden zu haben“. Deshalb sollten wir immer daran denken: „alles kann auch ganz anders sein“.

Doch was macht es so schwer, den Blickwinkel des anderen – zumindest probeweise -einzunehmen?

Wenn ich mich dem Anderen gegenüber, wenn auch unbewusst, als nicht gleichwertig „einstufe“,wird mir der Blick aus seiner Position heraus nicht gelingen. Ich könnte zwar seine Sachargumente nachvollziehen, wäre aber nicht bereit mich in ihn einzufühlen und zu erkennen, was er dies bezüglich fühlt und was ihm eigentlich wichtig ist. Dann bleibt mir vieles unverstanden und verborgen.

Wenn ich befürchte, meine mühsam erkämpfte Klarheit könnte nun mit einer einzigen unerwarteten Erkenntnis zu Bruch gehen, werde ich mich nicht auf andere Standpunkte einlassen können. Ein Weltbild, welches die Komplexität des Lebens auf eine Art Singularität zusammenschrumpft (im Sinne von: so ist es richtig und anders eben nicht), bedarf zwar weniger Denkleistung, ist aber äußerst fragil. Hinter so mancher rigiden und fundamentalistischen Haltung steht eben die Angst.

Wenn ich der Meinung bin, ich sei nicht kreativ oder geduldig genug, um „den Denkraum offen zuhalten, bis sich das noch unsichtbare Thema zeigt“, könnte es vielleicht sein, dass mich mein Gegenüber unbewusst zu einem Entwicklungsschritt einladen möchte. Und nun stellt sich für mich die Frage: Will ich das?

Was könnte es lohnenswert machen, den Blick des anderen einzunehmen?


In der Haltung des Zuhörens erfahren wir etwas darüber, was dem anderen eigentlich wichtig ist,warum er sich für etwas engagiert, oder etwas verweigert. Aber nicht nur das. Wir erfahren auch etwas darüber, wie wir von anderen gesehen werden, wo unsere eigenen „wunden Punkte“ sind,aber auch wo unsere Wachstumspotenziale liegen.
Die Haltung des Zuhörens kann jedoch auch auf den Umgang mit Medien im Allgemeinen angewendet werden. Es ist eine gewisse Selbstdisziplin von Nöten, sich nicht von gewissen Schlüsselbegriffen „triggern“ zu lassen, sondern zu den eigentlichen Argumenten, Motiven; aber auch Ängsten und Hoffnungen vorzudringen.

Das Ergebnis davon könnten sein, dass wir anfangen, in Optionsräumen zu denken, wenn sich Schwierigkeiten als scheinbar alternativlos auftun. Das kritische Hinterfragen von öffentlichen und privaten Informationsquellen könnte uns helfen, mehrere Deutungsebenen durchzuarbeiten, denn es gibt ja auch immer eine Vielzahl von auslösenden Faktoren für bestimmte Situationen.

Wenn also jemand einen komplexen Sachverhalt in auffallend schlüssiger Form so präsentiert, dass daraus nur eine einzige Schlussfolgerung zu ziehen wäre, lohnt es sich, kritisch zu reflektieren. Doch dann ist es eine Frage des Mutes, sich nicht von „alternativlosem Expertentum beeindrucken zulassen, sondern zu fragen: Und was gibt es dabei noch?

Gibt es auch Erfahrungen vom Gelingen des Perspektivwechsels?

Ja. Sonst säßen wir nicht hier in dieser Veranstaltung. Wir sind ja auch mutig, und offen, „wenn es ganz anders wird".
Dann stellen wir fest: Es eröffnen sich neue Perspektiven, an denen es sich lohnt, mitzuwirken.
Neue Chancen werden gesehen und können wahrgenommen werden.
Und: Es geschieht Veränderung! Doch so beglückend diese Erfahrung auch sein mag, wird wohl bald deutlich werden, dass die von uns ausgehenden positiven Impulse nur eine bestimmte Wirkmächtigkeit haben und eben kein Selbstläufer sind. Mit den Grenzen unserer Wirksamkeit umzugehen, will ebenfalls gelernt werden.  
Wir können eben nicht die Welt ändern.
Wir können aber unsere Welt ändern! Nämlich die, auf die wir Einfluss haben. Und das ist schon sehr viel.

Thomas Kramß

Verband individualpsychologischer Berater Deutschland e.V.
c/o Michael Hoberg
Brandenburger Str. 6
41539 Dormagen
Fax.: +49 2133 9366878
eMail: Vorstand (at) ViBD.de
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